Zig Warnstreiks in ganz Wien haben gezeigt, dass die Beschäftigten bereit sind, für faire Arbeitsbedingungen und eine sichere soziale Infrastruktur zu kämpfen. Dieser Arbeitskampf ist kein symbolischer Protest – er ist Ausdruck realer Zuspitzung.
Besonders deutlich wurde dabei: Viele Betriebe konnten auf die Unterstützung ihrer Klientinnen und Klienten zählen. Menschen, die auf soziale Dienstleistungen angewiesen sind, wissen sehr genau, was auf dem Spiel steht. Auch aus der breiten Bevölkerung kommt viel Zustimmung – der Arbeitskampf trifft einen Nerv.
Verhandlungen ohne Bewegung
Trotz dieses klaren Signals hat sich in der gestrigen Nacht gezeigt:
Die Arbeitgeber bewegen sich bislang kaum. In der aktuellen Verhandlungsrunde wurde ein Angebot vorgelegt, das am Arbeitsalltag der Beschäftigten vorbeigeht und keine der drängenden Herausforderungen im Sozialbereich löst.
Mit 1. April 2026 sollen die kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter um + 2,3 Prozent steigen. Das entspricht einer Erhöhung von 1,72 Prozent für das Gesamtjahr 2026, weil für die ersten drei Monate keine Erhöhung vorgesehen ist. Damit wurde das Angebot für 2026 im Vergleich zur letzten Verhandlungsrunde de facto nicht erhöht. Die IST-Löhne und -Gehälter sollen mit 1. April 2026 um + 2 Prozent steigen.
Mit 1. Jänner 2027 sollen die kollektivvertraglichen Löhne und Gehälter um + 1,7 Prozent, die IST-Löhne und -Gehälter um + 1,5 Prozent steigen.
Es bedeutet reale Kaufkraftverluste, verschärft bestehende Ungleichheiten und bietet keine Perspektive für den ohnehin massiv belasteten Sozial- und Pflegebereich. Das sind Placebos, keine Lösungen.
Gerade weil die Arbeitgeber kaum Bewegung zeigen, ist klar:
Wir kämpfen.
Der nächste Streikzeitraum ist von 16.12. bis 18.12. geplant.
Politik muss handeln
Dieser Konflikt ist längst kein reiner Kollektivvertragsverhandlungskonflikt mehr. Die Sparmaßnahmen der öffentlichen Hand sind für die Verhandlungen verheerend – und genau deshalb muss sich die Politik angesprochen fühlen.
Wer im Sozialbereich kürzt, verschlechtert Arbeitsbedingungen, gefährdet Versorgungssicherheit und nimmt die Zerstörung des soziale Friedens bewusst in Kauf. Diese Sparpolitik muss vollumfänglich gestoppt werden.
Gleichzeitig braucht es endlich eine ernsthafte Debatte über einnahmenseitige Maßnahmen.
Wir können uns unsere Superreichen in dieser Form schlicht nicht mehr leisten.
Vermögensbezogene Steuern, eine Millionärs- und Erbschaftssteuer sind keine ideologischen Forderungen, sondern eine Frage der sozialen Vernunft und der Sicherung des sozialen Friedens.
Einladung an die Arbeitgeber
Auch die Arbeitgeber sind eingeladen, diesen Kampf nicht auf dem Rücken der Beschäftigten auszutragen, sondern gemeinsam Druck zu machen – für bessere öffentliche Finanzierung und für einnahmenseitige Lösungen. Wer soziale Arbeit ernst nimmt, darf sich nicht hinter Sparlogiken verstecken.
Der Arbeitskampf geht weiter. Für faire Löhne. Für gute Arbeitsbedingungen.
Und für den Erhalt eines solidarischen, sozialen Wiens.

