Immer wieder ist von „Lifestyle-Teilzeit“ die Rede, als ginge es hier um freiwillig gewählte Freizeit und nicht um Arbeit. Wer aber genauer hinsieht, erkennt schnell: Die meisten Menschen in Teilzeit arbeiten nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil ihnen schlicht die Alternativen fehlen. Fehlende Kinderbetreuung, Pflegeaufgaben oder gesundheitliche Gründe zwingen viele in diese Situation. Besonders Frauen, Alleinerziehende und Beschäftigte im Handel oder in der Pflege können es sich oft gar nicht leisten, Vollzeit zu arbeiten. Teilzeit ist für sie keine Wahl, sondern eine Notwendigkeit.

Rund 175.000 Teilzeitbeschäftigte eigentlich mehr arbeiten, bekommen aber keine Chance dazu. Damit wird Teilzeit zum Symbol für strukturelle Ungleichheit und ist alles andere als ein persönlicher Lebensstil. Die Gründe dafür sind offensichtlich: Es gibt zu wenig Vollzeitangebote, mangelhafte Betreuungsstrukturen und hohe gesundheitliche Belastungen. Wer Teilzeit anbietet, darf sich nicht wundern, wenn sie angenommen wird – trotzdem werden die Betroffenen dafür häufig abgestempelt. Solche Probleme im System verlangen nach gemeinsamen Lösungen. Eine Arbeitszeitverkürzung für alle auf 30 Stunden pro Woche, bei vollem Lohn- und Personalausgleich, würde nicht nur spürbar entlasten, sondern auch die Produktivität sichern. Kürzere Arbeitszeiten schaffen eine bessere Balance zwischen Beruf und Privatleben, schützen die Gesundheit und fördern die Chancengleichheit und sind auch ein Mittel, um Arbeit gerechter zu verteilen.
Zudem sollte die Lebensarbeitszeit verkürzt werden, damit Menschen nach Jahrzehnten harter Arbeit nicht völlig erschöpft in die Pension gehen. Gerade in belastenden Berufen ist das dringend notwendig. Arbeitszeitverkürzung ist kein Luxus, sondern eine faire Verteilung von Arbeit und Lebenszeit. Eine echte Antwort liegt in kürzeren Vollzeitmodellen, mehr Betreuungseinrichtungen, gesunden Arbeitsbedingungen und einer gerechteren Verteilung der Arbeitslast. Nur so wird aus Zwang wieder echte Wahlfreiheit und aus Ungleichheit ein Schritt hin zu einer solidarischeren Arbeitswelt.
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