Die Gehaltserhöhung von 4 Prozent kam nur deshalb so schnell zustande, weil sich die Belegschaften in etlichen Betrieben entschlossen an Protestmaßnahmen beteiligt haben – darunter auch an der großen Kundgebung letzte Woche in Wien. Trotzdem eine Erhöhung um 4 Prozent insgesamt zu wenig ist, um die dringend nötigen Verbesserungen in der Sozialwirtschaft zu erreichen, konnte mit der Steigerung des Flexibilitätszuschlag eine Verbesserung für die Beschäftigten erzielt werden. Weiterhin verschließen jedoch die Arbeitgeber-Verhandler*innen die Augen vor der Realität der Beschäftigten. Anerkennung endet offenbar dort, wo es langfristig ans Geld geht.
Ein Recht auf faire Löhne
Die Mitarbeiter*innen im Sozialbereich leisten tagtäglich systemrelevante Arbeit – sie sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Dennoch müssen sie auf die Straße gehen, um grundlegende Rechte wie faire Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen einzufordern. Trotz Protesten und Streiks wurden die zentralen Forderungen nach radikaler Arbeitszeitverkürzung, 20 Prozent mehr Personal und substanziellen Lohnerhöhungen nicht erfüllt. Das Ergebnis zeigt: Die Wertschätzung bleibt oft nur ein Lippenbekenntnis.
Wir wollen Brot & Rosen
Besonders Frauen im Sozialbereich sind von den Missständen betroffen. Sie verdienen nicht nur eine faire Entlohnung, sondern auch eine bessere Work-Life-Balance. Ihre Arbeit ist essenziell für den erhalt unsere Sozialsystems, trotzdem bekommen sie nicht die nötige Finanzelle und soziale Anerkennung. Gleichzeitig leisten viele Frauen zusätzlich unbezahlte Care-Arbeit im privaten Bereich – sei es bei der Kinderbetreuung, der Pflege von Angehörigen oder im Haushalt.
Diese Doppelbelastung führt zu Stress und beeinträchtigt die Lebensqualität. Ein gerechter Abschluss hätte ein Zeichen der Wertschätzung sein können, doch stattdessen bleibt die Last weiterhin ungleich verteilt. Gerade die Erhöhung des Flexibilitätszuschlages zeigt einmal mehr diese ungleiche Verteilung. Frauen mit Versorgungspflichten haben oftmals nicht die benötigte Flexibilität um von der Erhöhung profitieren zu können.
Es ist höchste Zeit, dass Männer stärker in die Pflicht genommen werden, Care-Arbeit zu übernehmen, und dass die Arbeit im Sozialbereich endlich fair entlohnt wird.
4 Prozent sind kein Durchbruch
Ein Abschluss mit einer Gehaltserhöhung von nur 4 Prozent ist weit entfernt von den Forderungen nach spürbarer Entlastung. Die Branche braucht mehr:
• Radikale Arbeitszeitverkürzung für eine bessere Work-Life-Balance.
• 20 Prozent mehr Personal, um die Belastung zu verringern.
• Substanzielle Lohnerhöhungen, die der gesellschaftlichen Bedeutung der Arbeit gerecht werden.
Diese Punkte bleiben unser Ziel, denn wir geben nicht auf. Die Verhandlungen mögen vorbei sein, doch der Kampf für faire Bedingungen geht weiter – auf der Straße, in Betrieben und überall dort, wo unsere Stimmen gehört werden müssen.
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