Heute gedenken wir am Jom HaScho’a den Opfer der Shoah – wir erinnern auch an jene, die sich mutig gegen den Terror stellten.
Ida (geb. Pipes) und Moritz Margulies engagierten sich schon früh im sozialistisch-zionistischen Hashomer Hatzair – eine Bewegung, die jüdische Selbstbestimmung mit Antifaschismus und sozialer Gerechtigkeit verband. Ihre Überzeugung führte sie ins Visier der austrofaschistischen Behörden. Mehrfach verhaftet – aber ungebrochen. 1936 die Flucht über Umwege nach Belgien. Dort kam ihr Sohn Jean zur Welt.
Später, in Frankreich, schlossen sie sich der Résistance an. Ida, getarnt als „Lucienne Raynod“, arbeitete im NS-Marineministerium. Sie schmuggelte Flugblätter, organisierte falsche Papiere, lieferte geheime Informationen an den Widerstand. Enttarnt, gefoltert, überlebte sie nur knapp – dank der baldigen Befreiung von Paris.
Moritz – im Widerstand unter dem Namen „Fels“, benannt nach einem im Februar 1934 gefallenen Schutzbündler – wurde 1944 von der Gestapo gefasst. Auch er wurde brutal gefoltert. Doch er gab nicht auf: Entkam aus einem Deportationszug, schloss sich in Jugoslawien Partisanen an, kehrte 1945 als Hauptmann des 2. Österreichischen Freiheitsbataillons nach Wien zurück.
Das ist nicht nur eine Geschichte des Widerstands. Es ist unsere Geschichte. Denn ihr Sohn Jean „Schani“ Margulies wurde später Mitbegründer der neuen Gewerkschaftlichen Einheit – Ursprung der AUGE Wien. Seine Arbeit trug die Ideale seiner Eltern weiter: Antifaschismus, soziale Gerechtigkeit, Einsatz für eine solidarische Gesellschaft.
Aron Menczer, aktives Mitglied der sozialistisch-zionistischen Jugendbewegung Gordonia, leitete die Jugend-Aliyah in Wien. Er organisierte die Rettung Tausender jüdischer Kinder und Jugendlicher, begleitete Kindertransporte und obwohl er mehrmals die Möglichkeit zur Flucht hatte, kehrte er immer wieder nach Wien zurück, um mehr Kinder zu retten. Aron Menczer wurde 1942 nach Theresienstadt deportiert und meldete sich dort freiwillig, um 1.196 Waisenkinder nach Auschwitz zu begleiten. Alle wurden in Auschwitz ermordet.
Wir erinnern heute nicht nur an Held*innen der Vergangenheit. Sondern an Vorbilder für die Gegenwart. Ihr Mut und ihre Haltung sind aktueller denn je.
Erinnern heißt handeln. Wer sich erinnert, übernimmt Verantwortung für morgen.